Der Studiengang

Philosophie

Neurowissenschaften

Kognition

Die OVGU

Unsere Universität versteht sich - unbeschadet des Gedankens der "Universitas" - als Profiluniversität und strebt eine scharf konturierte und schlanke Struktur an, die in den Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie in der Medizin einen traditionellen Schwerpunkt hat, und in den Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften für eine moderne Universität in der Informationsgesellschaft unerlässliche Disziplinen sieht.
Die Magdeburger Universität stellt sich als Brücke zwischen West- und Osteuropa eine umfassende Internationalisierung von Forschung und Lehre zur Aufgabe und trägt zur kulturellen Annäherung bei.

Der Bachelor

Einleitung

Wenn man mich fragt, worüber es ganz grob in meinem Studiengang geht, dann antworte ich meistens, dass er aus unterschiedlichen Perspektiven "das Denken über das Denken" analysiert. Was meine ich damit?

Jedes Bewusstsein, also sowohl deines als auch meines und das von den (meisten?) anderen Menschen, ist auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert, um mit unserer Umgebung umzugehen und sich zu ihr zu verhalten. Unsere Organe nehmen Reize aus unserer Umwelt auf, wir erleben diese Reize, beschreiben und verarbeiten sie (z. B. sprachlich), und schlussendlich können wir darauf reagieren - oder es unterlassen. Manchmal interagieren wir dabei mit anderen Individuen und schaffen es irgendwie, dass wir miteinander kommunizieren (oder nicht kommunizieren) können und halten - mehr oder weniger - die gleichen Dinge für "logisch" (wobei hier kulturelle Unterschiede bestehen können). Wenn dich eine analytische Auseinandersetzung mit den Denkstrukturen, die dich tagtäglich umgeben, interessiert, dann ist dieser Studiengang der richtige für dich!

Studienprogramm

Der Studiengang ist prinzipiell auf eine interdisziplinäre Philosophie ausgerichtet, die Erkenntnisse aus empirischen Wissenschaften wie Neurowissenschaften, Kognitionswissenschaften, Psychologie und Informationswissenschaften einbezieht. Daraus resultiert auch ein theoretischer Schwerpunkt in der Philosophie des Geistes und der Wissenschaftstheorie.

Die Philosophie des Geistes beschäftigt sich mit der Analyse des Verhältnisses von geistigen und körperlichen Zuständen. Während du diesen Text liest, erfasst du auch seine Bedeutung und hast dazu Gedanken, doch diese Bedeutung "siehst" du nirgendwo in deinem Körper. Anders ausgedrückt: Dein Gehirn macht - mehr oder weniger - nichts anderes als Neurotransmitter und Aktionspotentiale zwischen Gehirnarealen hin- und herzuschieben, doch diese Gedanken sind keine Neurotransmitter und Aktionspotentiale, sondern Sprachausdrücke (oder vielleicht auch Bilder oder was ganz anderes). Wie kann es also sein, dass wir die Vorstellung von Geist haben, obwohl wir nur Aktionspotentiale beobachten können? Und andersrum, wie kann es sein, dass unser Geist "frei ist", obwohl wir die physiologischen Prozesse immer besser beschreiben können (siehe auch Leib-Seele-Problem)?

Die Wissenschaftstheorie ergänzt diese Überlegungen. Hier wird die Frage nach guter, wissenschaftlicher Erkenntnis gestellt. Alle Naturwissenschaften basieren auf Theorien oder Modellen, die ein bestimmtes Gebiet mit bestimmten Begriffen beschreiben und/oder erklären. Nehmen wir als Beispiel Elektronen. In der Physik können magnetische Prozesse sehr gut über Wechselwirkungen zwischen negativen und positiven Ladungen (Elektronen und Protonen) beschrieben werden und es können gute Voraussagen getroffen werden (z. B. ob sich zwei Magnet abstoßen oder anziehen). Allerdings kann man diese Elektronen nicht sehen oder beobachten, man kann lediglich einige Eigenschaften von ihnen messen (z. B. ihre Energie). Trotzdem sollte man Elektronen nicht als Konstrukt verwerfen, nur weil diese nicht vollständig beschrieben sind. Noch schwieriger verhält es sich mit Begriffen, denen möglicherweise gar nichts in der Welt entspricht wie beispielsweise "Kognition", "Intelligenz" oder "Bewusstsein". Eine valide, wissenschaftliche Arbeit benötigt daher eine fundierte Begründung, warum sie überzeugend ist. Und genau deswegen werden Fragen wie "Was ist Wissenschaft?", "Wie funktioniert Wissenschaft?" und "Welche Methoden sind geeignet, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen?" aufgeworfen.

Neben diesen beiden Schwerpunkten hast du Möglichkeiten dich in Wahlpflichtmodulen und Wahlfächern zu spezialisieren, insbesondere zu folgenden Fragestellungen:

  • Kann es genuine Künstliche Intelligenz geben?
  • Welchen Einfluss hat technischer Fortschritt auf das Selbstverständnis des Menschen?
  • Ab welchem Entwicklungsstadium kann ein Fötus als lebend eingestuft werden?
  • Was ist Sprache? Wie entwickelt sich Sprache?
  • Wie ist das Verhältnis zwischen Philosophiegeschichte und Analytischer Philosophie?
  • Was ist Wahrnehmung? Wie funktioniert Wahrnehmung? Was ist Selbst-Wahrnehmung?
  • Was ist (Selbst-)Bewusstsein?

Neben den philosophischen Fächern gibt es eine breite Grundlagensetzung in unterschiedlichen Disziplinen. Dazu gehören:

  • Mathematik und Statistik (Grundlagen für empirische Arbeiten und deren Auswertung)
  • Neurowissenschaften (Grundlagen des Aufbaus und der Entwicklung unseres Nervensystems)
  • Psychologie (Beschreibung menschlichen Verhaltens in Interaktion mit der Physiologie und Anatomie des Körpers)
  • Informationswissenschaften (Informationskodierung und Repräsentation von Wissen)
  • Informatik (Grundlagen zur Programmierung mit MatLab, d. h. objektorientierte Programmierung sowie algorithmische Beschreibung von Kognitionsvorgängen)

Außerdem musst du neben den Pflicht- und Wahlpflichtmodulen einen optionalen Bereich füllen, in dem du deine Interessen vertiefen kannst. Da sehr viele unterschiedliche Disziplinen beteiligt sind, bedeutet das zum einen, dass du sehr viel lernst, allerdings mehr in der Breite statt in der Tiefe. Der optionale Bereich ist hierfür eine gute Möglichkeit, sich stärker zu vertiefen oder etwas Neues auszuprobieren, da andere spannende Themenkomplexe im PNK-Studium weniger in den Fokus gerückt sind (z. B. politische oder praktische Veranstaltungen). Praktische Erfahrungen hast du eher weniger, da die Inhalte überwiegend theoretisch sind. Dafür eignet sich dann das Pflichtpraktikum oder vielleicht bekommst du auch eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft.

Wenn du noch Fragen zum Curriculum hast, dann schreib uns gerne auf Instagram (pnk.ovgu) oder eine Mail (fachschaft-pnk@ovgu.de)!


Der Master

Wenn du dich für den Master of Science "Philosophie-Neurowissenschaften-Kognition" entscheidest, dann wählst du einen Studiengang, der sich auf interdisziplinäre Art und Weise mit den Phänomenen des menschlichen (und tierischen) Geistes auseinandersetzt. Entsprechend werden deine Kommiliton*innen aus ganz diversen Feldern kommen, zum Beispiel aus der Philosophie, der Psychologie oder auch der Biologie. Zu Beginn des Studiums liegt der Fokus darauf, die Studienanfänger*innen durch ein individuelles Orientierungsmodul auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das heißt: Die Philosoph*innen erhalten ein Grundlage in den naturwissenschaftlich orientierten Neurowissenschaften, während die naturwissenschaftlich Geschulten eine Einführung in die relevanten Bereiche der Philosophie bekommen, wie zum Beispiel in die Philosophie des Geistes. Es wird also niemand abgehängt, keine Sorge. Im weiteren Studium steht dir dann eine enorme Vielfalt an Lehrveranstaltungen zur Verfügung, die in einen philosophischen und einen neurowissenschaftlichen Bereich untergliedert sind. So könnte für dich eine typische Woche in der Vorlesungszeit wie folgt aussehen: Du startest in den Montag mit einer Vorlesung in Neuroethologie, wo du in der heutigen Sitzung erfährst, was für sensorische und neuronale Prozesse es Fledermäusen ermöglichen, so erstaunlich gut im Dunklen zu navigieren. Den Tag drauf besucht du ein Seminar in Umweltethik, wo du mit deinen Mitstudierenden zusammen erarbeitest, wieso genau manche Autor*innen annehmen, dass alle Lebensformen moralisch relevant sind. Jetzt wo du warmgelaufen bist, besuchst du zur Wochenmitte eine Lehrveranstaltung, wo es an Eingemachte geht: Was ist Bewusstsein und welche Theorien gibt, die dieses zu erklären versuchen? Um die Woche danach angemessen zu beschließen, gehst du am Freitag noch zu einem Seminar, dass sich mit der Frage beschäftigt, ob psychische Störungen eher als etwas zu begreifen sind, was natürlicherweise in der Welt vorkommt, wie die Elemente des Periodensystems - oder ob sie doch eher als ein sozial konstruiertes Phänomen aufzufassen sind. Also, kurzum: Wenn du dich hier drin wiederfindest und Lust auf ein Studium hast, das eine solche Themenvielfalt in integrativer Art und Weise vermittelt, dann bist du in dem Master "Philosophie-Neurowissenschaften-Kognition" genau richtig.

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